Nathaniel Henschel & Alec Xander: Three (Band 1)
3
Um seiner unerträglichen Einsamkeit ein Ende zu setzen, beschließt Jonathan, auf eine Party zu gehen. Er hofft, dort jemanden kennenzulernen, der sich in ihn verlieben könnte, kommt aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, als er Bekanntschaft mit einem attraktiven Typen macht, der ihn jedoch nur aufzieht. Der Abend scheint gelaufen, bis Sebastos sich zu ihm gesellt …
Um seiner unerträglichen Einsamkeit ein Ende zu setzen, beschließt Jonathan, auf eine Party zu gehen. Er hofft, dort jemanden kennenzulernen, der sich in ihn verlieben könnte, kommt aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, als er Bekanntschaft mit einem attraktiven Typen macht, der ihn jedoch nur aufzieht. Der Abend scheint gelaufen, bis Sebastos sich zu ihm gesellt …
Prolog
Hallo!
Mein Name ist Jonathan, aber die meisten nennen mich Jo oder Joe. Geht schneller von den Lippen, spart Luft und Zeit. Manche sind aber auch faul … Whatever.
Ich möchte euch nun vom letzten Jahr erzählen. Nein, nicht über das, was in der Welt geschehen ist, sondern über mich. Meine Geschichte, die gegenwärtig fortgeführt wird. In den letzten Monaten habe ich mich dermaßen gewandelt, dass ich es selbst gar nicht so richtig glauben kann.
Am besten holt ihr euch etwas zu trinken oder auch was zum Futtern und macht es euch auf der Couch oder dem Bett gemütlich.
Ich wünsche euch viel Vergnügen,
euer Jonathan!
ONE
Mann, war ich vielleicht nervös. Ich stand vor dem Flurspiegel, stylte mein mittellanges, glattes Haar und bereitete mich seelisch auf eine Party vor. Eigentlich bin ich kein Szenegänger, da ich dieses schnell flackernde Licht schlimm finde, dazu diese grauenhafte Musik. Boom-Boom. Techno oder noch abscheulicher: Schlager!
Die Einsamkeit trieb mich allerdings dazu, mal auszugehen. Es war mein erstes Mal ohne Begleitung, und das bereitete mir Sorgen. Was sollte ich bloß tun, wenn mich keiner ansprechen würde?
Die Natur hatte einst vorgesehen, aus mir einen schüchternen Jungen zu machen, und dem wollte ich mich natürlich nicht widersetzen. Ich war jemand, der sich fast nie zu Wehr setzte, jemand, der mit kurzem Haar nicht klarkam und sich gern helle Strähnchen setzte. Grund genug, um auf mir herumzuhacken.
Ein Junge mit modischem Geschmack – ruft die Polizei!
Ein Alien, ein Amokläufer, ein Kinderschänder, eine Transe.
Manche munkelten sogar, dass ich eine Perrücke tragen würde. Unglaublich, was manche Menschen meinen, sich erlauben zu dürfen.
Fremdschämen.
Sie schämten sich für mein Auftreten, hatten aber offensichtlich selbst keinen Spiegel daheim. Ein Typ mit engen Hosen. Schwuchtel. Ein Typ mit jugendlicher Stimme. Schwutte.
Waren es in der Grundschule nur dumme Bemerkungen wegen meiner leicht abstehenden Ohren oder meiner schlanken Figur gewesen, kamen später Beleidigungen wegen meines kompletten Auftretens und meiner sexuellen Orientierung hinzu. Viele tun so, als würde ich mit einem gebrochenen Handgelenk herumlaufen. Tue ich aber nicht. Tat ich nie, werde ich nie.
Wie so oft an diesem Abend fragte ich mich, ob ich nicht daheim bleiben sollte.
Als ich mich im Spiegel betrachtete, fühlte ich mich mit einem Mal total einsam.
Allein.
Ich wollte nicht mehr ohne Partner durchs Leben gehen.
Schon immer war ich der Typ gewesen, der sich nach einer innigen Beziehung sehnte. Kuscheln wollte ich, Tag und Nacht. Er sollte mich auf Händen tragen, mir ständig sagen, dass ich der Einzige für ihn bin, mich mit blauen Rosen überhäufen … Den kompletten romantischen Kack eben. Allerdings sollte er kein Weichei sein, sondern ein richtiger Kerl. Männlich, aber nicht zu männlich. Solch einen Mann zu finden, ist allerdings, als würde man nach der Nadel im Heuhaufen suchen. Wahrscheinlicher ist es, dass man den Lotto-Jackpott knackt, selbst dann, wenn man gar nicht spielt.
Was hatte ich nicht alles versucht …
In der Schule waren nur Spinner gewesen, auf den befristeten Arbeitsstellen, die ich ständig hatte, war niemand schwul, und selbst wenn, hätte ich niemanden davon auch nur im Entferntesten begehrt. Also probierte ich mein Glück in der virtuellen Welt. Über zwei Jahre lang hatte ich mich dumm und dämlich gesucht und gedatet. Ein potenzieller Partner ließ sich trotzdem nicht finden. Es war zum Haareraufen!
Als ich vor knapp drei Jahren von zuhause ausgezogen war – da war ich gerade Mal achtzehn Jahre alt gewesen –, hatte ich noch so viel Hoffnung gehabt, doch die schwand mit jedem weiteren Date, ging im Gelaber von irgendwelchen Bratzen unter, die mir einzureden versuchten, dass ich nicht hübsch sei.
Irgendwann redete ich mir selbst schon ein, dass ich nicht attraktiv sei. Kennt ihr diese Leute, die versuchen. euch glauben zu lassen, ihr müsstet etwas an euch ändern, obwohl sie eine Veränderung viel nötiger hätten? Schrecklich. Selbst aussehen, als würde man täglich mit dem Gesicht voran durch den Abwasserkanal gezogen werden, und dann hohe Ansprüche haben. Ts.
An manchen Tagen wollte ich gar nicht aus dem Bett steigen, da das Betrachten meiner Wände viel schöner war als die Realität da draußen. Scharfe Kerle schmückten meine Behausung wie in einem Museum. Einer heißer als der andere. Manchmal fragte ich mich, warum Poster nicht lebendig werden konnten. Schade. Es wäre sicherlich aufregend gewesen. Heute den einen, morgen den anderen. Jeden Tag ein anderer Mann. Okay, hin und wieder verstehe ich mich selbst nicht. Ich wollte eine richtige Beziehung führen, gegen Gruppenkuscheln hätte ich aber auch nichts gehabt. Mir wäre selbst eine Dreier- oder gar eine Viererbeziehung recht. Aber so etwas wäre wohl früher oder später in die Brüche gegangen, da sich eine Person immer ausgeschlossen fühlen würde.
Oder?
Ist eine Beziehung zu dritt machbar?
Wäre irgendwie praktisch, denn würde einer mal abkacken, wäre einer übrig, der einen weiterhin bedingungslos lieben würde.
Träumereien.
Ich fand ja nicht einmal einen Mann, wie sollte ich da gleich zwei finden?
Kennt ihr dieses Gefühl, nein, diesen Drang nach Körpernähe? Manchmal war es kaum auszuhalten, was mich wiederum dazu verleitete, dass ich ab und zu mit einer meiner Verabredungen in der Kiste landete.
Schande über mich, Jonathan hatte Sex. Ja, und was für welchen. Langweiligen, zum einschlafenden Sex. Kaum hatte er die Hose geöffnet, kamen mir auch schon die Samen entgegengespritzt. Am liebsten sind mir ja diejenigen, die andauernd so groß herumlabern, sie können einen in den Himmel knattern, besitzen Ausdauer und so weiter. Tja. Blöderweise hatten sie weder Stehvermögen, noch landete ich irgendwann auf irgendeiner Wolke. Rein-raus, drei Minuten, manchmal auch fünf, und es hieß: „Auf Wiedersehen.“ Nur, dass das »Wiedersehen« nie stattfand – Gott sei Dank sage ich euch!
Ein seltsames Gefühl durchfuhr mich, als ich mich aufmotzte. Soll ich wirklich auf diese Party gehen?, fragte ich mich nachdenklich. Allein in einer Masse von Homosexuellen.
Ein wenig Schiss hatte ich schon, denn würden die Kerle so auf mich reagieren wie die Jungs im Netz, dann sah ich schwarz für mich.
Ich quetschte mich in eine eng anliegende, hellblaue Jeans, zog mir ein weißes Shirt an, darüber ein weißes Hemd, schlüpfte in meine schwarzen Sneaker und betrachtete mich einen Moment im Spiegel. Irgendwas fehlte noch. Halskette, dachte ich und legte eine braunfarbige um. Sie war nicht teuer, peppte das Outfit aber ein bisschen auf. Dazu einen silbernen Ring, den ich einst für zwanzig Euro ergattert hatte, und fertig war ich.
Fertig.
Fertig mit den Nerven.
Wieder fragte ich mich, ob ich es mich wirklich trauen sollte, auszugehen. Mann, Liebe, Sex, dachte ich. Ich gehe!
Sommer in Deutschland. Grauenvoll, oder? Okay, dieses Mal war es angenehm warm, dafür liefen am Abend ziemlich viele Spinner durch die Gegend. Andauernd hörte ich, wie jemand herumbrüllte, lachte oder sich lauthals unterhielt.
Auf dem Weg zum Bahnhof nahm ich ruhigere Straßen. Ich wollte nicht Gefahr laufen, irgendwelchen Vollidioten in die Arme zu fallen. Blöderweise trifft man die ja fast an jeder Ecke. Immer, wenn ich einem Spinner oder gleich einer ganzen Horde begegne, senke ich den Kopf und versuche, nicht aufzufallen. Meine Schritte werden dann automatisch schneller. Aber wie heißt es so schön? Wer flotter geht, der lebt länger.
Am Bahnhof schaute ich nach, wann der nächste Zug fahren würde. Es war ein Kampf mit dem Informationskasten, denn der war total dreckig und man erkannte kaum etwas. Dass Jugendliche andauernd alles Neue beschmieren oder zerstören müssen! Zwanzig Minuten hatte ich noch. Ich zog mir ein Ticket und lehnte mich gegen die Mauer des Bahnhofsgebäudes. Sitzen wollte ich nicht. Wobei, eigentlich schon, aber da hockten mir zu viele Spinner. Und auf den anderen Bänken klebten irgendwelche Reste von Kaugummi oder es stank nach Pisse.
Ungeduldig wippte ich mit dem Fuß, fragte mich wiederholt, ob ich nicht lieber umkehren sollte, anstatt mal das Leben zu genießen.
Der Zug näherte sich.
Sollte ich einsteigen?
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